Die amerikanische Krankheit

Aus Heiterkeit - eine Lebenskraft - 2. Kapitel: Die amerikanische Krankheit

 

Fürst Wolkonsky erklärte während seines Aufenthaltes in Amerika, „Geschäft“ sei hier das Alpha und Omega: „Es gibt kein Vergnügen, keine Freude, keine Behaglichkeit; nur vom Standpunkt des Profits aus betrachtet man alles. In keinem andern Land heißt es so wie hier: „Der Mann ist so und so viel Dollar wert.“ Anderswo lebt man, um das Leben zu genießen, hier existiert man nur fürs „Geschäft“.

 

Ein anderer vornehmer Reisender urteilt ähnlich: „In den Vereinigten Staaten gibt es jeden erdenklichen Komfort, aber keine wirkliche Lebensfreude.“

 

Der Ehrgeiz, so viel wie möglich zu verdienen, und der Kummer über das, was man etwa eingebüßt hat, absorbiert das ganze Leben. „Keinem andern Volk stehen Sorge und Bedenken so deutlich ins Gesicht geschrieben, wie den Amerikanern“, sagt Emerson: „Das Alter fängt schon in der Kinderstube an.“

 

Wie schnell kosten wir aber auch das Leben aus!

 

Mit welcher unruhigen Hast jagen wir allem nach! Es scheint beinahe, als ob jeder Mensch, den man auf der Straße trifft, gerade irgendetwas Wichtiges zu versäumen fürchte.

 

„Eile“ ist jedem kleinen Fältchen unseres Gesichtes aufgedrückt. Je älter wir werden, umso hastiger und unruhiger werden wir, und spannen dabei unsere Kräfte auf das Äußerste an.

 

Ein gebeugter Gang, vorzeitig ergrautes Haar, Ruhelosigkeit und Missmut; das sind die charakteristischen Merkmale unserer Zeit.

 

Unsere überreizten Nerven sind leicht erregbar und wir neigen zur Heftigkeit und Empfindlichkeit.

 

„Nicht Arbeit tötet den Menschen“, sagt Beecher; nein, die Sorge. Arbeit ist gesund, man kann einem Mann kaum mehr aufbürden, als er tragen kann. Aber Sorge ist Rost auf der Klinge. Nicht die Bewegung zerstört die Maschine, sondern die Reibung.

 

Es sind weniger die großen Leiden, die großen Entbehrungen und die großen Sorgen, die unsere Lebenssonne verdunkeln, als vielmehr die kleinen täglichen Widerwärtigkeiten und Quälereien. Diese zerstören unsere geistige Spannkraft, ohne unser Lebenswerk auch nur um einen Zoll vorwärts zu bringen.

 

Die Neurologen haben tatsächlich festgestellt, dass fortgesetzte Sorge den Menschen aufreiben kann, und dass Hunderte von Todesfällen, die anderen Ursachen zugeschrieben wurden, nur in täglicher Quälerei und Plage ihren Grund haben. Man kann diese das Nervensystem allmählich zerstörenden Einflüsse am besten mit einem immer auf dieselbe Stelle niederfallenden Tropfen Wasser vergleichen.

 

„Steter Tropfen höhlt den Stein!“

 

Es ist oft nur der bloße Gedanke, die „Idee“ einer möglichen Gefahr, die uns quält und nicht loslässt. Das Nachdenken über solche Möglichkeiten wächst uns über den Kopf, wir vermögen die Sorge nicht mehr abzuschütteln, sie wird zu einer Art fixer Idee.

 

Das erste warnende Zeichen gibt die Natur selbst: man fühlt sich geistig schlaff werden und man kann sich vor diesem Schlaffwerden nur schützen, wenn man sich mit ganzer Willenskraft anderen Dingen zuzuwenden sucht.

 

„Ärgere dich nicht“ ist einer der vernünftigsten Grundsätze, und Erholung das sicherste Mittel gegen Ärger.

 

Wie viele Menschen verwenden einen großen Teil ihrer Energie auf Seufzen und Stöhnen, auf Zanken, auf Klagen über das Wetter und über „die Tücke des Objekts“.

 

Wer echte Lebenskunst üben will, verschwende seine Tatkraft nicht an derlei Reibung, die die Lebensmaschine aufbraucht und doch nichts vollbringt.

 

Man weiß kaum, was schlimmer ist, – ein nervöser Mann oder eine aufgeregte Frau.

„Ich bin heute früh schrecklich unruhig“, sagte eine Frau.

 

„Worüber denn?“

 

„Ach, es fiel mir in der Nacht etwas recht Ärgerliches ein, und nun kann ich mich nicht mehr darauf besinnen, was es eigentlich war.“

 

Eine berühmte Schauspielerin tat einst den Ausspruch: „Sorge ist die Feindin der Schönheit“, sie hätte hinzufügen sollen: „und der Gesundheit.“

 

„Es erscheint mir so herzlos, wenn ich mich gar nicht aufrege wegen meiner Kinder“, meinte eine Mutter.

 

„Je mehr man sich mit seinen Sorgen beschäftigt, umso größer werden sie“, sagt Lady Holland. Der „Weiße Ritter“, der seine Mausefalle mit sich herumtrug, für den möglichen Fall, dass er auf seinen Reisen von Mäusen geplagt werden könne, erinnert recht an diejenigen, die sich schon im Voraus ängstigen.

 

„Meine Kinder“, sagte ein sterbender Mann, „während meines langen Lebens habe ich viel Sorge und Kummer gehabt. Aber zum Glück sind von all den Dingen, um die ich mich härmte, die wenigsten wirklich eingetroffen.“

 

Die Welt ist das, wofür wir sie ansehen. Tharkeren nennt sie einen Spiegel, der unser eigenes Bild zurückwirft.

 

„Runzele die Stirn, und sie wir dich grämlich anblicken; lache über sie, und du hast eine lustige Gefährtin in ihr.“

 

„Ich spreche am liebsten gar nicht mehr davon“, sagte eine Frau. „Allemal, wenn ich ausziehe, nehme ich mir vor, es nie wieder zu tun. Denn was für Nachbarn bekomme ich immer! Es scheint, als ob sie mit jedem Mal schlechter würden.“ „Wirklich?“ antwortete ihr Besuch. „Vielleicht nehmen Sie, wenn Sie umziehen, Ihren schlechtesten Nachbar immer gleich selber mit.“

 

Ich beobachtete einmal zwei Mädchen, die ich bei einem plötzlich ausbrechenden Gewittersturm miteinander verglich.

 

Die eine kam durch Sturm und Hagel, vom Regenschirm eines jungen Mannes nur ganz ungenügend beschützt, und suchte Zuflucht in der Eisenbahnwartehalle.

 

Ihre Röcke waren bis zu den Knien durchnässt, ihre rosa Bänder ganz schlaff geworden, und die rote Farbe ihrer Hutblumen rann in Streifen an der weißen Seide herunter. Und trotzdem, obgleich sie anscheinend ein armes Mädchen war, und obgleich ihr Feiertagsstaat verhältnismäßig kostbar gewesen sein mochte, machte sie doch gute Miene zum bösen Spiel, lächelte und sprach freundlich.

 

Die andere war ganz geschützt. Aber wie böse sah sie aus, weil ihre Hoffnungen auf das Sonntagsvergnügen zerstört worden waren! Und dabei schalt sie noch über einige kleine Spritzer, die von einem schlecht schließenden Fenster auf sie herabzufallen drohten.

 

Klagt das kleine Fräulein Missmut:

„Schrecklich find‘ ich diese Hitzglut,

Ach, ich hasse Sommerwärme sehr!

Mir verbrennt die Nase,

und im heißen Grase

Geht es ohne Fächer gar nicht mehr.“

Ruft das kleine Fräulein Lachen:

„Ach, die vielen, luft’gen Sachen,

die ich heute hab‘ am schönen Sommertag!

Singe durch die Wiesen,

wo die Blumen sprießen,

sitz‘ wie eine Fee im duft’gen Hag!“


Unsere geplagten Hausfrauen erschöpft auch oft weniger ihre Arbeit, als der Gemütszustand, in dem sie sich dabei befinden. Dieser macht viele von ihnen schon mit 40 Jahren alt und hässlich. Sie rennen treppauf, treppab, und arbeiten sich außer Atem beim Reinemachen, indem sie jedem Stäubchen nachjagen und die Möbel ungeduldig von einer Ecke in die andere schieben.

 

Die möchte ich alle einmal nach den Sandwichsinseln schicken, in das gesegnete Hawaii.

 

Annie Lawrie, eine Zeitungskorrespondentin, erzählt von den dortigen Frauen, die jetzt zu unserem Land gehören:

 

Sie sind hoch und schlank und wandeln einher wie Märchen-Königinnen; sie haben dicke Flechten von schlichtem, schwarzem Haar, sanfte, braune Augen und blitzende weiße Zähne. Sie können schwimmen und reiten und singen, und ihre braune Haut glänzt wie Bronze.

 

In ganz Hawaii gibt es keine einzige abgehetzte Hausfrau. Die Frauen dort können sich einfach nicht plagen, sie wüssten gar nicht, wie sie’s anfangen sollten. Sie essen und singen und lachen, und sehen die Sonne untergehen in lächelndem Seelenfrieden.

 

Wenn eine Frau in Hawaii etwas Gutes zu essen hat, lacht sie und lädt ihre Freundinnen zum Mitessen ein; hat sie nichts, so lacht sie trotzdem, legt sich schlafen – und vergisst ihren Hunger.

 

Wenn sie genug Geld verdient, kauft sie sich ein hübsches, neues, reizendes Häubchen, und wenn sie keins bekommen kann, wirft sie das alte ins Waschfass und wäscht es aus, steckt sich dann auf, um den köstlichen Morgen im Freien zu genießen.

 

Diese Frauen sind keine ernsthaften Arbeiterinnen; sie haben nicht die leiseste Idee, dass sie etwa auf der Erde geschickt seien, um das Weltall zu verbessern, – sie sind einfach nur glücklich. Sie leben in einem Paradies des Lachens, der leichten Herzen und der sanften Musik, und haben absolut nichts weiter zu tun, als ihre Kinder und die alten Leute zu versorgen, als zu schwimmen und zu reiten. Und wenn die kleinen, braunen Kinder sich am Strand in den Wellen kollern, laufen ihre braunen Mütter ihnen nach, selber plätschernd und lachend wie eine Kinderschar. Oder wir sehen sie in lustigen Kavalkaden auf blumenbehangenen Ponys reiten, mit weißen Jasminzweigen und Rosen und Nelken geschmückt.

 

Ach, wie viel unnötige Sorge machen sich stattdessen doch unsere Frauen!

 

Gewohnheitsmäßig Unzufriedene wittern immer mehr Unheil als andere Menschen. Es geht ihnen nie so gut wie ihren Nachbarn. Das Wetter ist ihnen niemals recht. Das Klima sagt ihnen nicht zu. Es ist zu wenig oder zu viel Wind; es ist zu heiß oder zu kalt, zu feucht oder zu trocken. Die Straßen sind entweder schmutzig oder staubig.

 

Von Leuten, denen es der liebe Gott nicht recht machen kann.

 

„Sagen sie mal“, fragte ein Nachbar den Landmann, dessen Wagen bis oben hinauf mit Kartoffeln beladen war, „sprachen wir nicht im vorigen August zusammen?“

„Ja, denke ich.“

„Damals sagten Sie, ihr Getreide wäre alles verbrannt.“

„Ja.“

„Und die Kartoffeln verdorrten in der Erde.“

„Ja.“

„Und in ihrer Gegend könne man kaum auf die Hälfte der Ernte rechnen.“

„Ja, ich besinne mich.“

„Na, und heute ist ihr Wagen bis oben hinauf voll. Es hat sich also doch nicht so schlecht gemacht, als sie dachten – was?“

„N – ein“, sagte der Bauer, sich mit den Fingern durch die Haare fahrend. „Aber das kann ich ihnen sagen, meine Gänse haben schrecklich ausgestanden, weil sie keinen einzigen Tümpel zum Herumschwimmen hatten.“

 

Was ist ein Pessimist anderes als ein Mann, der die Sonne nur als ein Ding ansieht, das einen Schatten wirft?

 

Ein Mann ohne Humor ist wie ein Wagen ohne Federn, in dem man in die Höhe hüpft bei jedem Steinchen, das im Weg liegt. Mit Humor ist er wie eine Karosse auf Gummirädern, die über die holprigen Straßen fährt, ohne dass man etwas anderes fühlt als eine angenehm wiegende Bewegung.

 

Schwierigkeiten schmelzen hinweg wie Schnee vor der Sonne vor einem Menschen mit heiterem Gemüt, der sich durch nichts entmutigen lässt, aber sie häufen sich an vor einem, der ewig seufzt über sein hartes Geschick und der am Horizont nach Wolken späht, die noch nicht da sind. Schopenhauer sagt: „Dem einen Menschen erscheint die Welt öde, traurig und seicht, dem andern reich, interessant und bedeutungsvoll.“

 

Wenn jemand Schönheit liebt und danach Umschau hält, wird er sie auf allen Wegen finden.

 

Wenn seine Seele nach Musik verlangt, wird er sie überall hören; jeder Gegenstand in der Natur wird für ihn eine Stimme haben.

 

Es können zwei Menschen, die im selben Haus wohnen und dieselbe Arbeit verrichten, doch nicht in derselben Welt leben. Obgleich sie unter einem Dach sind, sieht der eine doch vielleicht nur Missgestalt und Hässlichkeit darin; die Welt erscheint ihm ganz in Verwirrung, alles geht ihm in der Quere und macht ihn verdrießlich. Der andere hingegen ist umgeben von Schönheit und Harmonie; jeder hat ihn gern und niemand wünscht ihm Böses.

 

Diese Menschen sehen dieselben Gegenstände, aber durch verschiedene Gläser; der eine durch ein rauchgeschwärztes Glas, das die ganze Welt in Trauer hüllt, der andere durch eine rosenfarbene Brille, die alles in Lieblichkeit und Schönheit taucht.

 

Man nehme zum Beispiel zwei Personen, die gerade aus den Ferien nach Hause kommen. Einer hat positiv nichts gesehen und ist überall bestohlen worden; die Wirtin war ein grobes Weib – das Zimmer ungesund und das Fleisch stets hart. Der andere hat überall entzückend trauliche Winkel gefunden, billiges Quartier, freundliche Wirte, die herrlichsten Fernsichten und vorzügliches Essen.

 

„Was ist ein Optimist?“

 

Diese Frage stellte der Sohn eines Landmannes an seinen Vater.

 

„Ja, John“, sagte der Vater, „den genauen Sinn dieses Wortes kann ich dir nicht erklären, aber was es ungefähr heißen soll, das weiß ich. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr an deinen Onkel Henry; das war ein Optimist, wenn’s überhaupt einen gegeben hat. Bei Henry wendete sich immer alles zum Guten und besonders alles Schwere, was er selber zu tun hatte. Da fand sich zu guter Letzt immer noch ganz was Pläsierliches dabei.

 

Zum Beispiel beim Kornmähen. Mich machte das Mähen in der heißen Sonne immer ganz besonders kaputt. Aber wenn wir draußen auf dem Feld waren, gerade eh’s bei mir etwas langsamer vorwärts ging, sah Henry mich an und sagte: „Na, Jim, wenn wir die 2 Reihen gemäht haben und noch 18 dazu, dann sind wir schon halb fertig.“

 

Und das sagte er auf so fröhliche Art, ich fühlte mich ordentlich geschmeichelt, als ob durch meinen Fleiß das ganze Feld beinah schon fertig wäre – der Rest ging dann wirklich ganz leicht.

 

Das schlimmste aber, was wir zu tun hatten – Mähen erschien dagegen wie ein Kinderspiel – war das Steinelesen. Damit wurden wir, wenn überhaupt etwas wachsen sollte, auf unserer alten Farm nie fertig.

 

Gab es gerade nichts Eiligeres und Wichtigeres zu tun, so kam unweigerlich das Steinelesen an die Reihe. Und jedes Pflügen brachte eine neue Steinernte herauf, und das Auflesen ging wieder von vorn an.

 

Ja, wenn du aber Henry gehört hättest, du würdest gedacht haben, es gäbe auf der Welt nichts Lustigeres als Steine lesen. Er sah sich die Sache von einer ganz anderen Seite an.

 

Einmal – wir waren mit dem Kornschneiden fertig und das Gras zum Mähen noch nicht hoch genug – hatte ich mir gerade alles zum Angeln zurechtgelegt, als sich’s der Vater in den Kopf setzte, uns zum Steineauflesen auf das westliche Stück Feld zu schicken. Ich war beinahe dem Weinen nahe. Da sagte Henry: „Komm, Jim, ich weiß ein famoses Spiel.“ Und was denkst du, das er meinte?

 

Der Junge tat so, als ob das Feld eine Goldmine wäre! Und mir gefiel die Sache auch, und ich hätte schwören mögen, ich wäre den ganzen Tag in Kalifornien gewesen – wirklich fein war’s!

 

„Der Unterschied ist nur“, sagte Henry, als wir fertig waren, „wir hier werden reich, wenn wir die Goldklumpen wegwerfen, und die dort müssen sie sammeln.“

 

Das leuchtete mir zwar nicht ganz ein, aber sicher ist, wir hatten gespielt statt gearbeitet, und auf diese Weise eine Unmasse Steine aus dem Feld geschafft.

 

Und wie gesagt, eine richtige Erklärung von dem Wort Optimismus kann ich dir nicht geben. Aber wenn dein Onkel Henry kein Optimist war, so weiß ich nicht, wer einer sein soll.“

 

Beim Eintritt in das Leben ist ein heiteres, optimistisches Temperament unendlich viel wert. Denn jeder vermeidet das Zusammensein mit solchen, die immer an allem etwas auszusetzen haben und voll von „Wenn’s“ und „Aber’s“ und „das habe ich gleich gesagt“ sind.

 

Wer Sympathie und Hilfe braucht, wendet sich an den heiteren, wohlwollenden Mann, nicht an den tadelsüchtigen Nörgler, der darüber grübelt, dass es bald regnen könnte, und dass wir einen schrecklich heißen Sommer bekommen werden oder ein fürchterliches Gewitter, und der immer über die schlechten Zeiten klagt und über sein hartes Los.

 

Der freundliche, heitere, zufriedene und immer das Beste hoffende Mensch macht seinen Weg in der Welt und wird geschätzt und geachtet.

 

Verdrossenheit und gedrücktes Wesen aber nehmen nicht nur dem Leben viel von seinem Reiz, sie machen auch die Aussicht auf Erfolg weit geringer. Ein heiteres und leichtes Gemüt trägt zu guter Letzt überall den Sieg davon.

 

Diese Welt ist nicht zum „Jammertal“ bestimmt; sie soll ein liebliches Tal der Zufriedenheit sein.

 

Die Isländer, die in der Kälte und Verlassenheit eines fast ununterbrochenen Winters leben, erzählen den Reisenden, dass „Island das beste Land unter der Sonne sei“. In der langen arktischen Nacht ist der Eskimo munter und guter Dinge, so weit er auch von jeder anderen menschlichen Nähe entfernt ist, während mitten in der leuchtenden Pracht und dem paradiesischen Klima von Zentralamerika die Sprache der Eingeborenen beinahe ein Dutzend verschiedener Ausdrücke für Schmerz und Elend und Trauer aufweist gegen ein einziges mit irgendeiner heiteren Bedeutung.

 

Als einem persischen König von den Weisen seines Landes geraten wurde, das Hemd eines zufriedenen Mannes anzuziehen, besaß der einzige wirklich zufriedene Mann im Königreich überhaupt kein Hemd.

 

Zufriedenheit ist die Wunderlampe, welche nach dem schönen Bild, das Goethe uns davon entwirft die raue Fischerhütte in einen silbernen Palast verwandelt.

Die Balken, die Wände, das Dach und das Hausgerät, alles ist verwandelt und schimmert in neuem Licht:

  „In meinem Herzen trag‘ ich meine Krone,

sie ist nicht diamantstrahlend, nicht von Gold,

und nie zu sehn. Sie heißt Zufriedenheit,

und Fürsten selbst besitzen sie nicht oft."

 

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