Aus Die Wunder des rechten Denkens - 5. Kapitel:
Selbstermutigung durch geistige Selbstbeeinflussung
Es gibt Menschen mit tüchtigen Anlagen, die doch ihr ganzes Leben lang nichts Rechtes leisten, weil sie die Opfer ihrer entmutigenden Selbstbeeinflussung sind. So oft sie etwas unternehmen, lassen sie ihren Geist bei der Vorstellung verweilen, dass es vielleicht misslingen könnte, und so lähmen sie ihre Tatkraft.
Es ist fast das Schlimmste, was einem Menschen begegnen kann, wenn der Gedanke bei ihm Eingang findet, dass er zum Unglück geboren und das Schicksal ihm ungünstig sei. Es gibt kein Schicksal außer unserem Geist: „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.“ Wir selbst sind unser Schicksal, von uns allein hängt es ab, wie es uns gehen soll.
In jeder Stadt gibt es Leute, die sich beklagen, sie könnten in dieser Umgebung nicht vorwärtskommen und fänden keine Möglichkeit des Aufstiegs – und in derselben Stadt kommen so und so viel Leute vorwärts und in die Höhe.
Wie soll man einem Menschen helfen, der sich einbildet, er sei nur zu Misserfolg geboren? Dass aus solchen Gedanken ein Erfolg kommt, ist ebenso unmöglich, als dass an einer Distel Rosen wachsen. Wenn jemand sich sehr vor Fehlschlägen und Armut fürchtet und infolgedessen viel daran denkt, so drückt er gerade den Gedanken des Misserfolgs seinem Unterbewusstsein ein und schafft damit selbst die ungünstigsten Bedingungen für den Erfolg. Mit andern Worten: sein Denken und seine ganze geistige Haltung machen eben das unmöglich, was er zu erreichen wünscht.
Wir sind lange nicht streng genug gegen uns selbst und verlangen viel zu wenig von uns. Wir sollten uns selber in besserem Licht sehen und uns vorstellen, dass unendliche, ja göttliche Möglichkeiten in uns liegen. Habe nur keine Angst, dass du zu hoch von dir denkst; denn wenn du von Gott geschaffen bist, so musst du auch an den Eigenschaften deines Schöpfers Anteil haben.
Es liegt eine zauberhafte und in Wahrheit schöpferische Kraft darin, wenn du so und so werden willst, dass du dir vorstellst, du wärst schon so und besäßest die gewünschten Eigenschaften schon.
Du wünschst dir, gesund zu sein oder zu bleiben. Dann denke unter keinen Umständen, dass es auch anders kommen könnte, sondern halte das Bild der Gesundheit im Denken und Reden beständig fest.
Du möchtest mutig und furchtlos sein. Dann halte den Gedanken fest, dass du es wirklich bist, dass du dich vor nichts fürchtest.
Wenn du schüchtern bist und darunter leidest, so bejahe kräftig, dass du dich vor niemand fürchtest, dass du dein Haupt hochtragen und diese Schwäche überwinden willst. Auch absichtliche Gleichgültigkeit hilft schon etwas. Sage zu dir selbst, dass die andern Menschen gar keine Zeit haben, dich zu beobachten, und dass du dir auch nichts daraus machen willst, wenn sie es tun.
Wenn deine Eltern und Lehrer dir sagen, du seist dumm, so verneine es, so oft du es hörst. Bejahe beständig, dass du alle möglichen Anlagen und Fähigkeiten hast und dass du das denen noch beweisen willst, die jetzt mit dir so unzufrieden sind.
Du wirst bald sehen, dass deine Fähigkeiten wachsen im Verhältnis zu der Stärke des Selbstvertrauens, mit dem du bejahst, was du sein möchtest.
Zur Stärkung deines Selbstbewusstseins ist ein wichtiges Mittel das, was man heute Autosuggestion nennt, die geistige Selbstbeeinflussung. Halte und führe dich immer so, dass du den Eindruck des Erfolgs, des Wachstums, der Überlegenheit machst. Schon der Ruf, immer fortzuschreiten und nie stillzustehen, in den du so bei andern kommst, ist unendlich viel wert. So oft du mit Bekannten zusammentriffst, unterstehst du ihrer Messung und ihrem Urteil, ob du mehr geworden bist, seit sie dich zuletzt gesehen haben: und wenn sie nun jedesmal finden, dass du in irgendeinem Stück größer geworden bist, so wirst du für einen Menschen gelten, der eine Zukunft vor sich hat.
Denke niemals schlecht und niedrig von dir selber, betrachte dich niemals als schwach oder leistungsunfähig, sondern immer als stark und frisch. Die Möglichkeit, dass du es zu nichts Rechtem bringen könntest, darf dir gar nicht in den Sinn kommen.
Misserfolg und Armut sind unmöglich für den, der das Göttliche in sich gewahr geworden ist, der mit der Gottheit in Berührung steht; sie sind nur bei solchen möglich, die ihr Selbst und ihre gottähnlichen Eigenschaften noch gar nicht entdeckt haben.
Wenn du bejahende und aufbauende Gedanken beständig festhältst, so werden sie schließlich das hervorbringen, was du dir wünschst. Bedenke immer, dass alles, was dir begegnet, seine bestimmte Ursache hat; und diese Ursache ist der Gedanke.
Gedanken sind Kräfte, und durch sie arbeiten wir beständig an uns selbst und an unsern Umständen. Diese kleinen Kraftmittelpunkte sind fortwährend an der Arbeit, unsern Charakter und unser Leben zu formen und umzuformen. Wir können den Folgen unsrer Gedanken gar nicht entfliehen, wir werden, was wir denken.
Jemand hat gesagt: Unsere ganze Pflicht besteht darin, dass wir lernen, was wir denken sollen, und es dann denken. Paulus kannte diese Gesetze des richtigen Denkens und wusste, dass unsere Ideale, wenn wir sie beständig im Geist festhalten, unser ganzes Wesen durchdringen und umformen. „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach.“ Dem denket nach! Er meint nicht, dass uns diese Gedanken flüchtig durch den Kopf gehen sollen, wie Wasser durch ein Sieb, sondern dass wir bei ihnen und sie bei uns verweilen, dass wir sie im Geist festhalten sollen, bis sie unser Leben durchdringen und ein Teil unsres Wesens und unsre zweite Natur werden.
Stelle dir nur einmal vor, was der entgegengesetzte Rat zu bedeuten hätte, wir sollten beständig schlimme, entsittlichende und unreine Gedanken, Hass, Rachsucht, Streitsucht, Eifersucht und alle nur denkbaren Leidenschaften in unsrem Geist hegen! Bei verbrecherischen Gedanken verweilen, macht den Menschen zum Verbrecher; bei unreinen Gedanken verweilen, macht selbst unrein.
Ich kann mich nicht von mir selbst entfernen, ich bin immer von mir selbst umgeben, mein Ideal und meine geistige Selbstbeeinflussung wirken immer auf mich. Aber wenn wir aus unsrem eigenen Dunstkreis nicht heraustreten können, so ist es uns doch jederzeit möglich, ihn umzuformen, indem wir unsre Gedanken umformen. Wir haben es also in unsrer Gewalt, im Paradies oder in der Hölle zu leben.
Wer an schlechten Gewohnheiten leidet, der kann sich vom Unbewussten aus dahin beeinflussen, dass er nichts mehr damit zu tun haben will. Das ist heute eine bekannte und wissenschaftlich festgestellte Tatsache.
Wie kannst du hoffen, alles aus dir herauszuholen, was an Leistungsfähigkeit in dir liegt, wenn Sorge und Furcht, Mutlosigkeit und Trübsinn ein Viertel, die Hälfte oder gar drei Viertel deiner geistigen Energie aufbrauchen? Du musst deinen Geist von der schädlichen Einwirkung dieser Gemütszustände frei machen oder du musst die Kosten mit Erschöpfung deiner Lebenskraft und Verschwendung deiner Energie bezahlen!
Man denke sich nur einmal im Einzelnen die vernichtende Wirkung aus, die rasende Eifersucht auf Charakter, Glück und Arbeitsfähigkeit eines Menschen ausübt. Aber alles, was auf dem Geist lastet, Ängstlichkeit und Sorge so gut als Eifersucht, lähmt seine schöpferische Kraft. Umgekehrt ist es geradezu wunderbar, bis zu welchem Grad wir unsre geistige Kraft steigern können, wenn wir beständig den Gedanken an Frische, Kraft und Leistungsfähigkeit festhalten.
Du kannst doch sicher deine geistige Energie zu etwas Besserem gebrauchen als dazu, widerwärtige Erlebnisse im Gedächtnis festzuhalten und immer wieder an dir vorbeiziehen zu lassen. Mache es vielmehr so: Wenn du in schlechter Stimmung bist, wenn dir zumute ist, als müsstest du mit jedem Menschen Streit anfangen, und du die Empfindung hast, du seist nicht mehr völlig Herr deiner selbst, dann höre auf zu arbeiten. Stehe sofort vom Schreibtisch auf, lass alles liegen und stehen und gehe ins Freie. Gehe ein paar Straßen – noch besser wär’s, du könntest geschwind ins Grüne, in einen Park oder Wald – und fasse den Entschluss, alles aus deinem Geist zu verjagen, was dir den Einklang und das Gleichgewicht stört. Denke an schöne und angenehme Dinge und nimm dir vor, ruhig und heiter zu sein, dich nicht von Kleinigkeiten aus der Fassung bringen zu lassen und deine Arbeit mit aller Kraft zu tun. Solche Gedanken halte, womöglich im Freien, für ein paar Minuten fest, atme recht tief frische, gute Luft ein und du wirst sehen, wenn du dann zurückkommst und die Arbeit wieder aufnimmst, bist du ein ganz andrer Mensch.
Du wirst selber überrascht sein, wie gut es sich bezahlt macht, wenn du so einige Zeit daran wendest, um dich wieder in Stimmung zu bringen, denn du musst immer erst du selbst sein, ehe du wieder als Herrscher über deiner Arbeit walten kannst.
Es ist ungemein nützlich, wenn du dich so behandelst und – womöglich laut und mit ausdrücklichen Worten – so zu dir sprichst, wie du es bei einem Sohn machen würdest, von dem du große Dinge erwartest.
und was du sonst derartiges kennst oder ausdrücklich zu diesem Zweck kennen zu lernen suchst. Diese Art von geistiger Selbstbeeinflussung hat eine geradezu überraschende Wirkung.
Ich habe einen Freund, der sich auf diese Weise ganz vorzüglich erzogen hat, indem er in der angegebenen Art mit sich selber spricht. Wenn er das Gefühl hat, dass er nicht das leistet, was er leisten könnte und sollte, dass er eine Dummheit begangen hat, dass ihn sein gesundes Urteil in einer Sache verlassen hat und dass es irgendwie mit ihm abwärts statt aufwärts geht, dann begibt er sich allein aufs Land, womöglich in den Wald oder in die Berge, und spricht einmal gehörig mit sich selber in langen zusammenhängenden Ansprachen, wie man sie an einen Sohn oder guten Freund richtet, dem man freundschaftlich den Kopf zurecht setzen will. Dieser Mann hat durch strenge Selbstdisziplin alles aus sich gemacht, was er ist. Er stammt aus dem übelsten Viertel von New York, und von Kindheit auf kümmerte sich kein Mensch um ihn. Er hat kaum je eine Schule besucht – aber er ist heute ein ungewöhnlich gebildeter Mann und das hat er sich alles nach seinem einundzwanzigsten Jahr angeeignet.
So sollten auch die Menschen, die gewohnheitsmäßig ihren Geist von Sorgen und Stimmungen verdüstern lassen, einmal halt machen und ernstlich mit sich reden, um der Sache ein Ende zu machen, denn in beständiger Furcht und Sorge zu leben, das ist gar kein Leben zu nennen.
So oft du fühlst, dass diese bösen Geister bei dir einziehen wollen, verjage sie augenblicklich und wende das rechte Gegenmittel an. Stelle dich dir selbst als vollkommen furchtlos vor, sage zu dir selber: Ich bin kein Feigling, ich habe kein Furcht, ich will der Furcht keinen Einlass gönnen bei mir und ich will mir mein Leben nicht durch sie zerstören lassen.
Es gibt kein Schicksal, das den einen zum Aufsteigen, den andren zum Unterliegen bestimmt. Nur der ist besiegt, der seine Niederlage zugibt.
Die Welt gehört dem Sieger, und Sieger kann jeder sein, der Entschlusskraft und Ausdauer besitzt. Es gibt keine Bestimmung, dass die Güter dieser Welt nur wenige Ausersehene, aber nicht für mich und dich sind.
Wer gelernt hat, seinen Geist mit solchen Gedanken erfüllt zu halten, die ihn erheben und ermutigen, die ihn froh und hoffnungsvoll in die Zukunft sehen lassen, der hat eines der größten Lebensrätsel gelöst.
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