Was dich vorwärts bringt

Aus Der außergewöhnliche Angestellte - 11. Kapitel: Was dich vorwärts bringt

 

Es gibt Menschen, die ganz gut vorwärts kämen, wenn sie immer jemand hinter sich hätten, der sie antreibt, ihnen Mut macht, sie sozusagen mit neuer Kraft lädt. Aber allein können sie das nicht besorgen und deshalb bleiben sie immer zurück; sie hängen von andern ab, statt selbständig zu sein. Wenn du ihnen gut zugeredet und wieder Hoffnung und Mut gemacht hast, dann sind sie wieder geladen; die Sache läuft eine Zeitlang ganz gut und du glaubst, es sei nun alles in Ordnung. Aber auf einmal stehen sie wieder still, wie ein Automobil, dem das Benzin ausgegangen ist, oder wie ein elektrischer Motor, dessen Akkumulatoren leer geworden sind, und man muss wieder nachfüllen oder neu laden, wenn sie wieder weiterkommen sollen.

 

Nicht wenig junge Leute haben wohl das Streben und den Wunsch, vorwärts zu kommen, aber sie haben keine eigene bewegende Kraft. Sie warten auf irgendetwas oder auf irgendjemand, von dem ihnen Hilfe oder Beförderung zukommen soll. Sie gleichem dem Büblein in dem Gedicht Rückerts, das da spricht:

„Wenn nur was käme

Und mich mitnähme!“


Solche Menschen gehen immer auf der Linie des geringsten Widerstandes vorwärts. Sie möchten wohl Erfolg haben, aber sie wollen den Preis nicht zahlen, um den er allein zuhaben ist; das ist ihnen zu anstrengend, zu mühselig, zu beschwerlich. Sie bilden sich ein, irgendwo sei etwas für sie zu haben, und wenn sie nur lang genug warten, so komme es von selbst zu ihnen. Bis dahin stützen sie sich auf andre, damit sie ja nicht allein stehen und gehen müssen. Ein derartiger Mangel an eigener Kraft und Selbstvertrauen, eine derartige Abhängigkeit von fremder Hilfe ist aber der Tod alles Vorwärtskommens. Wer immer gestützt sein will, wer ohne Krücken nicht gehen kann, wer immer einen braucht, der ihm hilft, dem fehlt das Allernotwendigste zu jedem Erfolg. Lieber ein paar saftige Fehler machen, als gar nichts tun oder immer nur auf fremden Rat hören. Die besten Anlagen und die gründlichste Ausbildung nützen nichts, wo die Kraft zur Selbsttätigkeit fehlt. Solche Leute marschieren immer hinter andern drein,

 

„Wie der gemächliche Troß

Auf gebesserten Wegen

Hinter des Fürsten Einzug.“


Aber den Troßknecht kann man zu nichts brauchen; was heute gesucht wird, das sind führende und leitende Köpfe. Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Selbsttätigkeit, das sind die Eigenschaften, die vorwärts bringen.

 

Wer immer der Spielball fremder Kräfte ist, wer einem vom Wind hin und her getriebenen Rohr gleicht, der kann sich selbst nicht achten und kein Zutrauen zu sich selber haben, und so vertrauen ihm auch andre Menschen nicht.

 

Selbständigkeit dagegen verschafft uns nicht bloß Selbstachtung, sondern auch die Achtung der andern. Ganz von selbst fühlt man Achtung, ja Bewunderung für den, der die Kühnheit besitzt, seinem eigenen Urteil zu folgen. Unselbständige Menschen können gar keine Charakterstärke entwickeln, denn es kommt bei ihnen nicht einmal zu der ersten Vorbedingung des Charakters, zur Unabhängigkeit.

 

Der Mangel an energischem Streben, die Abneigung, den Preis zu bezahlen, um den allein der Erfolg zu haben ist, der bloße Wunsch, vorwärts zu kommen, ohne den festen Willen dazu – das sind die Eigenschaften, die jeden Erfolg unmöglich machen. Die meisten, die nicht vorwärts kommen, würden gewiss mit Entrüstung den Vorwurf zurückweisen, sie seien träge – und doch trifft das in den meisten Fällen zu. Denn das ist eben Trägheit, dass man die Anstrengung scheut, die allein zum Erfolg führen kann. Wer immer bloß auf Bequemlichkeit aus ist, der bringt es zu nichts, denn die, die es zu etwas bringen, sind aus härterem Stoff.

 

Freilich fehlt es in der Regel den jungen Leuten an der rechten Erziehung und Ausbildung, die diese Ausdauer, diesen „langen Willen“, wie Nietzsche es nennt, in ihnen entwickelt. Die einen haben gar kein ernstliches Verhältnis zu ihrer Arbeit und zu ihrem Beruf, die andern haben kein Zutrauen in die eigene Kraft, wieder andre machen den entgegengesetzten Fehler und überschätzen ihre Begabung und verachten die kleinen und einfachen Mittel, die vorwärts und aufwärts bringen.

 

Wenn wir die wirklich großen und bedeutenden Geschäftsmänner durchgehen, so finden wir, dass es bei vielen nicht in erster Linie blendende Begabung war, die sie hoch gebracht hat, sondern der feste Wille, bei einer Sache auszuhalten, bis sie fertig ist, die Ausdauer, die Zuverlässigkeit und die stete Übung dieser einfachen und gewöhnlichen Eigenschaften.

 

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Kommentare: 3
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