Planmäßige Arbeit

Aus NACH HÖHEREM STREBEN - 33. Kapitel: Planmäßige Arbeit

 

In manchen kleineren Geschäftsbetrieben, die nie über Mittelmäßiges hinausgekommen sind, müssen die höchsten Angestellten die einlaufende Post öffnen, Briefe sortieren, Rundschreiben versenden und alle möglichen Arbeiten verrichten, die gerade so gut von untergeordneten Arbeitskräften besorgt werden könnten. In dem ganzen Betrieb hat man den Eindruck, dass die Kräfte falsch verteilt sind, dass keiner am rechten Platz steht – und das alles nur aus Mangel an planmäßiger Leitung.

 

Die wenigsten Geschäftsleute überlegen sich recht, wie sie die Zeit und Kräfte ihrer Angestellten am besten verwerten. Die meisten können sich nicht in andre versetzen und verstehen es nicht, die Leistungen derer, die mit ihnen arbeiten, durch Planmäßigkeit zu vervielfachen.

 

Geschäftsleute, die nicht planmäßig arbeiten, vergeuden unschätzbare Zeit und Kraft. Sie wissen nie recht, was eigentlich zu tun wäre. Sie geben Bestellungen zweimal auf, kaufen zu viel oder zu wenig ein, und ihr Warenlager steht nie auf der Höhe der Zeit. Der Stil ihrer Ware ist veraltet, weil sie nie gründlich damit aufräumen und sich nie neu einrichten. Alles ist in einem wüsten Durcheinander.

 

Ein Bücherrevisor führt „Mangel an planmäßiger Arbeit“ als Hauptgrund für Tausende von geschäftlichen Zusammenbrüchen an.

 

Leute, denen es an Planmäßigkeit fehlt und die doch ein ausgedehntes Geschäft leiten wollen, verlangen ständig nach mehr Hilfskräften. Sie meinen, wenn sie nur genug Leute um sich hätten, könnten sie schon Bedeutendes leisten. Was ihnen aber fehlt, ist nicht mehr Hilfe, sondern größere Übersichtlichkeit und Ordnung. Sie vergeuden eine Unsumme von körperlicher und geistiger Kraft dadurch, dass sie alles, was sie tun, falsch angreifen, dass sie in ihren Entschlüssen hin und her schwanken, ohne Plan und Übersicht, kurz, in unvorteilhaftester Weise arbeiten.

 

Schlecht geleitete, planlose Arbeit legt jeden Geschäftsbetrieb lahm, während bei sorgfältiger Überlegung, einfachen, durchgreifenden Anordnungen sich auch mit bescheidenen Mitteln die schönsten Erfolge erzielen lassen.

 

Ich denke da an einen Mann, der stets in der größten Hetze ist, zu welcher Tageszeit man ihn auch aufsucht. Er hat immer nur „einen Augenblick Zeit“, und wenn man einmal etwas länger mit ihm reden möchte, zieht er sofort seine Uhr aus der Tasche und erinnert daran, dass seine Zeit sehr kostbar ist. Er leistet zwar viel, aber mit ungeheurem Aufwand von Zeit und Kraft. Er hat keine Ahnung von richtiger Arbeitseinteilung und sucht diesem Mangel dadurch abzuhelfen, dass er immer mehr Hilfskräfte heranzieht. Es fehlt ihm an Übersicht und Ordnung und an der Fähigkeit, sich die Dinge vom Hals zu schaffen.

 

Die Folge davon ist, dass er in Plunder fast erstickt. Sein Schreibtisch und sein Laden sehen aus wie ein Trödlerladen. Er hat immer soviel zu tun, dass ihm keine Zeit bleibt, aufzuräumen, und selbst wenn er Zeit hätte, wüsste er doch nicht, wohin mit dem Zeug. Ich bin oft in seinem Geschäft gewesen, und fast jedesmal durchstöberte er gerade verzweifelt den Wust auf seinem Schreibtisch, wo ganze Stöße von Briefen und Papieren noch an der Stelle lagen, wo er sie einmal aus der Hand gelegt hatte.

 

Dieser Mann hat seine Geschäfte nicht richtig in der Hand, weder die eigenen, noch die seiner Leute, und doch hetzt er ständig hinter ihnen her, hält ihnen vor, alles sei im Rückstand, und sie müssten weit mehr leisten. Überall herrscht die größte Verwirrung. Niemand scheint zu wissen, was er zu tun hat. Fragt ihn einer danach, herrscht er ihn nur an, er solle voranmachen, er sei sehr zurück mit seiner Arbeit. Er kann keine bestimmten, klaren Anweisungen geben. Er macht sich nie einen Plan, fängt jeden Tag gleich ziellos an, und jedermann tut, was ihm gefällt, während der Geschäftsleiter sie alle herumhetzt.

Ich kenne auch einen seiner nahen Konkurrenten, der aber grundverschieden von ihm ist und es nie eilig zu haben scheint. Er bleibt immer kühl und ruhig und lässt sich durch nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Seine Geschäfte mögen noch so dringend sein, er hat immer Zeit, höflich auf andrer Wünsche einzugehen und lässt sich seine Eile nie anmerken. Auch in seinem Lager und im ganzen Geschäft geht es ruhig zu. Niemand scheint in Hetze zu sein, und doch schreitet die Arbeit stetig voran. Nirgends herrscht Verwirrung, keiner arbeitet dem andern entgegen, keine Arbeit wird aus Versehen zweimal getan.

 

Jeden Abend räumt er seinen Schreibtisch auf. Kein wichtiger Brief bleibt unbeantwortet, jeder Auftrag wird umgehend erledigt. So bringt er viel mehr zustande als der andre, und doch macht er, wenn man ihn sieht, nicht den Eindruck, als leiste er besonders viel. Es geht alles wie ein Uhrwerk, und ganz allein darum, weil der Mann mit dem Kopf arbeitet. Er vervielfältigt sich in seinen Leuten, überträgt seine Gedanken auf das ganze Geschäft, so dass sich jeder Gehilfe, ja sogar jeder Diener als ein Teil des großen Ganzen fühlen muss. Jeder arbeitet nach einem bestimmten Plan, und das Hetzen und Jagen, das den andern beständig in Atem hält, ist hier völlig ausgeschaltet.

 

Nicht durch lauter Kleinigkeiten zerstreut, in den Arbeitsräumen keine Vergeudung und im Lager kein Durcheinander duldend, bietet der ordnungsliebende Geschäftsmann ein Bild der Kraft und Fähigkeit, eines ausgeglichenen, heiteren Wesens, kurz eines Mannes, der mit seiner Kraft haushält. Er ist nicht fortwährend über irgendetwas aufgebracht und gerät nicht wegen jeder Kleinigkeit aus der Fassung.

 

Der Mann, der am planmäßigsten arbeitet, hat am meisten Zeit. Sein Erfolg hängt nicht davon ab, dass er in jedem Augenblick selbst am Ruder steht. Er hat gelernt, sich zu verdoppeln und seine Gedanken auf andre zu übertragen, die sie nach seinem Plan ausführen.

 

Die heutige Zeit gehört den Denkern, den klaren Köpfen. Wer eine Sache gründlich und planmäßig entwerfen und dann auch mit den nötigen Fähigkeiten ausführen kann, der erreicht etwas. Leute mit unklarem Kopf und zerfahrener Arbeitsweise haben heutzutage wenig Aussichten. Was uns bei jeder Arbeit not tut, das ist ein streng durchdachter Plan, an den wir uns halten, ohne vom einen zum andern zu schwanken und so unsre eigene Mühe zunichte zu machen.

 

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